Aufschwung Pirnaer Straße

Das einsturzgefährdete Eckhaus zur Mittelstraße weicht dem Abrissbagger. Aber eine Lücke wird hier nicht bleiben.

Von Jens Fritzsche

Wenn Ronny Kettner von diesem holperigen, wilden Parkplatz gegenüber auf den Abrissbagger schaut, kommt er ins Schwärmen. Dort, an der Ecke Mittelstraße/Pirnaer Straße sieht er schon die Balkons im Innenhof, er sieht die großen Fenster, in die das Sonnenlicht flutet. Er sieht diesen schmucken Neubau mit seinen drei Etagen und dem ausgebauten Schrägdach oben drauf; der sich unaufdringlich ins Straßenbild einfügt.

Aber noch braucht Ronny Kettner dafür Fantasie. Im Moment stehen dort drüben noch die morschen Außenwände des abrissreifen Eckhauses. Doch die Baggerschaufel nagt vorsichtig, aber unnachgiebig an den rissigen Wänden, trägt die eingestürzten Decken ab und das morsche Dachgebälk. „Es ist ja fast schon ein chirurgischer Eingriff“, sagt Ronny Kettner. Er ist der Geschäftsführer der Dresdner K&S Immobilien GmbH und hat vor gut zwölf Monaten das morsche Eckhaus gekauft, das ja vor einigen Jahren schon mal Schlagzeilen gemacht hatte. Der marode Schornstein war in den Hof des Nachbargebäudes gestürzt; und überhaupt hatten die Sanierungs-Versuche des Vorbesitzers ja für einiges Gerede in Radeberg gesorgt. Denn so richtig vorwärts ging es nicht, bis dann überhaupt nicht mehr gebaut worden war.

Ronny Kettner umschreibt eher vorsichtig, was er im Inneren des Hauses vorgefunden hatte: „Der Vorbesitzer war beim Versuch der Sanierung recht destruktiv vorgegangen“, bleibt er zurückhaltend. Estrich war auf verfaulte Balken gegossen worden, das Gebäude hatte sich statisch komplett verschoben, erklärt der neue Eigentümer, warum hier wirklich nur noch ein Abriss möglich war. „Obwohl auch unsere erste Intention der Erhalt gewesen war“, sagt er. Aber letztlich musste auch der Denkmalschutz grünes Abrisslicht signalisieren, weil einfach nichts mehr zu machen war.

Bis Ende Mai, hofft Ronny Kettner, sollte der Abriss über die Bühne sein. Dann werden die Bauleute hier mit einem Neubau beginnen. Insgesamt acht Drei- und Vierraumwohnungen sind geplant. „Großzügige Wohnungen in wirklich bester Lage“, ist der Dresdner von Radebergs Pirnaer Straße als guter Wohngegend überzeugt. „Diese Straße entwickelt sich“, sagt er. Auch, wenn sie bisher im Vergleich zur parallel verlaufenden Hauptstraße in Sachen Sanierung ins Hintertreffen geraten ist. „Aber die Nähe zum Markt, die bereits sanierten Gebäude und auch die vielen schon begonnenen Projekte hier werden sie wieder zu einer wirklich interessanten Wohnadresse machen“, kommt der Dresdner erneut ins Schwärmen. Gleich nebenan ist ja in den vergangenen Monaten ein schmucker Neubau entstanden, gegenüber werden aus der leer stehenden Gaststätte „Gambrinus“ ebenfalls Wohnungen. Es tut sich also tatsächlich eine Menge.

Radeberg hat Potenzial

Und überhaupt sei Radeberg ein Wohn-Standort mit enormem Potenzial, findet Ronny Kettner. Das Eckgebäude an der Mittelstraße ist zwar das erste Projekt seiner Firma in Radeberg, aber sicher nicht das letzte, sagt er. „Auch, weil die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung wirklich toll war, da hat uns jeder Mitarbeiter unterstützt, wo er konnte – da macht es wirklich Spaß, in Radeberg zu investieren“, unterstreicht der Dresdner.
Er habe gespürt, dass das Projekt willkommen ist, schiebt er nach. Und freut sich auch über die Offenheit der Nachbarn: „Auch die stehen unserem Vorhaben sehr positiv gegenüber, das ist wichtig“, sagt er. Denn Abriss und Neubau zwischen bewohnten Gebäuden ist natürlich immer auch mit der einen oder anderen Belästigung verbunden. „Wir versuchen zwar, den Staub zu minimieren, aber ganz lassen sich Dreck und Lärm eben nicht verhindern“, hofft Ronny Kettner dennoch, „möglichst wenig zu stören“.

Gut zwölf Monate wird der Bau dauern. Für die Vermarktung der Eigentums- und Mietwohnungen hat sich Ronny Kettner die Dresdner Kreusch GmbH ins Boot geholt; „ich bin optimistisch, dass unser Projekt angenommen wird“, sagt er.

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